[gnucash-de] Erträge in Aufwendungen?

Stephan Brendel brendel at netservice-neuss.de
Do Feb 10 10:53:04 EST 2011


Hallo Lukas,

Am 09.02.2011 18:17, schrieb Lukas Haase:
> Wie gehe ich bei folgendem vor: Ich kaufe eine CPU um 50 EUR und 
> verrechne diese über ein betreffendes Konto in Aufwendungen:EDV.
>
> Zwei Tage später gebe ich die CPU zurück und erhalte das Geld zurück. 
> Buche ich dieses nun auf Aufwendugen:EDV?
> Einerseits widerspricht es "Aufwendungen" weil es ja eigentlich eine 
> Einnahme darstellt. Andererseits macht es für mich anders keinen Sinn.
>

Mein Steuerberater hat mir eine Beratungsförderung seitens der KfW als 
negativen Aufwand verbucht. Beispiel:

Beratungkosten 100€ + MwSt
Förderung KfW 50%= 50€

Bei Zahlung der Rechnung wurde ein Aufwand in Höhe von 100€ auf das 
Konto Beratungskosten gebucht.
Bei Eingang der Förderung wurden -50 € auf Beratungskosten gebucht.

Ich finde so macht es am meisten Sinn, gerade bei der Erstattung bei der 
Rückgabe der CPU. Denn schließlich ist das ja auch keine eigentliche 
Einnahme. Auf welchem Einnahme-Konto willst Du das verbuchen? Du hast ja 
nur 50 € weniger Kosten gehabt. Eine Einnahme ist es in dem Sinne 
nicht... Daher negativer Aufwand.

> Oder noch verzwickter: Ich habe die Kategorie Aufwendungen:Hobby wo 
> ich alles was ich für mein Hobby ausgebe eintrage.
> Hier und da kommt es aber vor, dass ich etwas verkaufe was direkt mit 
> dem Hobby zu tun hat, z.B. einen Tennisschläger. Buche ich den dann 
> als Einnahme in Aufwendungen:Hobby oder oder in irgendein Konto in 
> "Erträge". Falls ja, welches ist dazu am besten geeignet?

Nun, wenn Du es richtig machen willst wären das Verkaufserlöse (je 
nachdem mit oder ohne MwSt). Du hast ja schließlich was verkauft, oder? 
Ich würde dann ein Konto Verkaufserlöse:Hobby einrichten...

Zu deiner Frage Geborgt/Verborgt ...

Ich mache es nicht so.

Für deine private Buchhaltung kannst Du beides gerne über ein Konto 
laufen lassen. Wenn es aber eine Buchhaltung in einem Unternehmen wäre, 
wäre das glaube ich nicht richtig. Denn Forderungen sind Aktiva, 
Verbindlichkeiten Passiva. Wenn Du das jetzt zusammen auf einem Konto 
verbuchst, hast Du keinen richtigen Überblick über die Forderungen und 
Verbindlichkeiten mehr und deine Vermögensstruktur wird verzerrt.

Bei Dir wird wahrscheinlich alles gegeneinander verrechnet, oder um es 
im "juristen Jargon" zu nennen, aufgerechnet.

Die Aufrechnung an sich wird in mehreren Paragraphen des BGB (§§387ff) 
behandelt und es gibt ein paar Sachen die zu beachten sind, z.B. muss 
die Aufrechnung nach §388 BGB dem "anderen Teil" gegenüber erklärt 
werden. Das ganze wird eventuell bei einigen Unternehmen so gehandhabt, 
ich für meinen Teil würde aber einfach die Rechnung bezahlen und meine 
offenen Forderungen anmahnen, denn das ist am einfachsten. Jedoch muss 
bis zur Aufrechnung rein korrekter Weise alles korrekt auf die 
entsprechenden Konten verbucht werden. Wie nach einer Aufrechnung genau 
gebucht wird, weiß ich nicht, da ich es noch nie gemacht habe...

Ich würde bei der Aufrechnung die Konten solange getrennt führen, bis Du 
deine Verbindlichkeiten aufrechnen willst. Dann würde ich jeweils das 
eine oder das andere Konto (das Konto mit dem niedrigeren Saldo, auf das 
Konto mit dem höheren Saldo) auf dem anderen Konto abschließen, so daß 
Du genau weißt, ob Du eine Forderung oder eine Verbindlichkeit hast. Die 
kannst Du dann entsprechend beziffern und einfordern.

Beispiel:

Du verleihst 100 Euro: 100 € an offene Forderungen.
Du borgst Dir 50 Euro: 50 € an Verbindlichkeiten.


Saldo Forderungen: 100 €
Saldo Verbindlichkeiten: 50 €

Jetzt buchst Du die 50€ der Verbindlichkeiten auf die Forderungen, so 
daß dein Verbindlichkeiten Konto = 0 ist. Am Ende hast Du einen 
Saldostand von 50€ bei den Forderungen und diese 50€ kannst Du einfordern.

Um das ganze richtig verstehen zu können, empfehle ich etwas über 
doppelte Buchführung und dem Jahresabschluss zu lernen. Denn im Grunde 
ist das nichts anderes als doppelte Buchführung. Und das abschließen von 
Konten lernt man gut im Zusammenhang mit dem Jahresabschluss.

Warum macht man das so kompliziert? Habe ich oben bereits angedeutet, 
man will die Vermögensstruktur auf einem Blick sehen.

Auf der Aktiva-Seite der Bilanz sieht man immer die Mittelverwendung 
(z.B. Geldanlagen, Immobilien, Geschäftsausstattung, aber auch 
Kassenstand und Kontostand bei der Bank (dieses Konto kann auch zu einem 
Passiv-Konto werden, wenn man es Überzieht)). Auch eine Forderung gehört 
dahin, denn schließlich steht einem das Geld ja zu, jedoch wird es zur 
Zeit verliehen, daher kann man es nicht anderweitig unterbringen.

Auf der Passiva-Seite der Bilanz steht die Mittelherkunft. Sprich woher 
stammt das Geld, Eigenkapital, Schulden.

Und ein Leser einer Bilanz will die Verwendung und Herkunft der Mittel 
genau sehen. Wenn jetzt aber die Schulden einfach mit den Forderungen 
verrechnet werden, fällt ein Punkt in der Bilanz weg und die Zahlen 
stimmen nicht mehr. Daher so kompliziert.

So, jetzt darst Du mich steinigen, aber Du hast ja nach meiner Meinung 
gefragt ;-)

Viele Grüße,

Stephan








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