[gnucash-de] Re: Gesetz zur Umsatsteuervoranmeldung das Aus für Gnucash?
Christof Donat
cdonat at gmx.de
Die Nov 16 12:52:46 EST 2004
Hi
> > Den habe ich auch bekommen und werde wahrscheinlich morgen einen langen
> > Brief mit der gesamten genannten e-mail Kommunikation mit der BFO ans
> > Finanzamt schicken. Dazu eine Berechnung, was ich für eine sichere
> > Einrichtung eines Windows Systems inclusive meiner Arbeitszeit aufbringen
> > müsste. Zumindest will ich als Härtefall annerkannt werden und wenigstens
> > weiter meine Formulare in Papierform abgeben.
>
> Warum Härtefall?
Weil mir das im Moment als einziger Ausweg scheint. So weit ich es verstanden
habe, schreibt dieses neue Gesetz vor, dass die Umsatzsteuervoranmeldung per
ELSTER abzuliefern ist, es sei denn, man kann besondere Härten für sich
beanspruchen.
Ich habe einen normalen Stundensatz für die Arbeit (z.B. Windows sicher
Aufsetzen, Buch dafür lesen, etc.) und normale Preise für einen weiteren PC
mit aller nötigen Software und eine Schulung in einem anderen
Buchhaltungsprogramm (das ist richtig teuer...) angesetzt. Das ergab die
nette Summe von über 6000€. Dann habe ich noch dazugeschrieben, dass ich die
Fahrkosten, um die Schulung wahrzunehmen, die Zeit für die Schulung und die
späteren laufenden Kosten noch nicht mit eingerechnet habe. Wenn man das dann
in die Relation zum Jahresumsatz setzt, sollten die meisten
Kleingewerbetreibenden das als unzumutbare Härte darstellen können.
> Ich kann es nicht glauben, dass der Zwang zu einem bestimmten
> Betriebssystem überhaupt rechtens sein kann.
Recht ist nicht gerecht. Da kannst du jeden beliebigen deutschen
Familienanwalt fragen, der schon einmal einen Mann vertreten hat.
Natürlich veröffentlicht das Finanzamt, dass man die Entwicklung von "Open
Source Software" fördern will. Aber in der Politik sind ja bekanntlich
Aussage und Tat orthogonale Größen.
> Wenn sie eine alternative, browserunabhängige Schnittstelle anbieten,
> dann wirst Du allerdings nichts dagegen tun können.
Das geht nicht per Browser, sonder über ein eigenes Protokoll. Die neue Lösung
soll zwar auf HTTP aufsetzen, aber mit einem Browser wird man da nicht weit
kommen.
Natürlich _sollen_ sie mir eine Schnittstelle zur Verfügung stellen. Auch wenn
ich dann am Anfang noch zB. per HTML Formular eingeben muss (Der Aufwand wäre
kleiner als mit Papier und Post), eine _offene_ Schnittstelle ist genau das,
was ich möchte.
Die Oberfinanzdirektion hat mir damals mitgeteilt, dass die Schnittstelle
nicht veröffentlicht wird, weil man die Plausibilitätsprüfungen auf der
Client Seite macht. Auf meinen Einwand, dass man auch ihr "telemodul"
modifizieren kann und deshalb eine Serverseitige Prüfung immer nötig ist, ist
die gute Frau dann nicht weiter eingegangen.
> Ähnliche Geschichte aus .at:
> Seit heuer muss die UVA elektronisch abgegeben werden, sofern das
> "zumutbar" ist. Zumutbar ist es, wenn man über einen Internetanschluss
> verfügt. Die entsprechende Schnittstelle erfordert jedoch die
> Aktivierung von JavaScript im Browser, weshalb ich damit geliebäugelt
> habe, mich offiziell zu weigern (und das durchzujudizieren), weil ich
> die Aktivierung von JavaScript nicht als "technisch zumutbar" empfinde.
Das ist noch besser als ELSTER, weil man ja z.B. JavaScript vorübergehend
einschalten und danach wieder ausschalten kann. Das ist zwar auch keine
wirklich gute Lösung, aber du wirst wohl keinen Richter finden, der das als
übermässige Härte akzeptiert. Wenn es aber um einen Guten Anteil am
Jahresumsattz geht, der jetzt mal eben ausgegeben werden muss, dann kann man
einen Richter davon überzeugen.
> In .de gibt es doch einen gut funktionierenden Verfassungsgerichtshof -
> oder?
Bis man da hin kommt, ist das finanziell und zeitlich sehr aufwändig. Darum,
und weil ich die windelweichen Ausweichmaneuver unserer Politiker und Beamten
kenne, scheue ich das.
Christof