[gnucash-de] Einsteigerhilfe

[Thilo Pfennig]

Rolf Leggewie schrieb:
> Ich bin alles andere als ein Verfechter proprietärer Software.  Aber 
> insbesondere im Business und wenn man eher nach "es geht" als nach "es 
> wird so gehen, wie ich es will" entscheidet, tut man sich manchmal mit 
> Opensource eben auch keinen Gefallen.  Dies trifft mMn insbesondere auf 
> gnucash in hohem Maße zu.  So war mein erster Absatz zu verstehen.
>   
Ja, aber ich sage das das genau falsch ist. Du hast vielleicht recht im
Sinne von allgemeinen Dingen die jeder will - aber versuche mal bei
kommerzieller Software etwas einzufordern, was nur Du willst. Bei
proprietärer Software stellst sich da immer die Frage: Was bringt es uns
(als Firma) wenn wir diesen oder jenen Kundenwunsch erfüllen? Weil dort
jede Programmiererstunde bezahlt wird.  Deswegen hat OpenOffice.org z.B.
ja auch mehr Sprachunterstützung als Microsoft Office - für Microsoft
ist es einfach finanziell uninteressant auf  kleine Kundenwünsche
einzugehen. Bei maßgeschneiderter Software ist das sicher etwas anderes
- oder wenn die Zahl der Kunden sehr gering ist - oder ein sehr großer
Kunde einen Wunsch äußert. Gemeinhin aber würde ich sagen das man bei
Open Source eher die Chance hat mit guten Argumenten ein Feature zu
bekommen, das man braucht - bzw. wenn man wirklich will kann man es ja
selber programmieren oder programmieren lassen. Das Problem ist da nur
oft in wie weit der Code in den stable Branch Einzug halten wird. Aber
es ist zumindest einfacher ein Problem zu lösen als bei proprietärer
Software - da geht es einfach gar nicht.

Ich verstehe schon das Du auf der Seite von quelloffener Software stehst
- aber ich denke eben das der Punkt. den Du hier betonst wo proprietäre
Software besser sei nicht zutrifft. Ich denke proprietäre Software ist
oft besser an folgenden Punkten:

Da ein Interesse besteht möglichst viele Kopien zu verkaufen, ist man
bemüht die Attraktivität der Software zu steigern. Die Ressourcen gehen
daher oft in sichtbare Verbesserung, die den User anreizen eine neue
Version zu kaufen. Bei FiBu ist das oft so, das eine Kopie eh nur ein
Jahr lang funktioniert und man so zudem zum Kauf neuer Kopien gezwungen
wird. Meist wird propr. Software dann veröffentlicht, wenn sie benutzbar
ist ( das heisst aber auch oft, das kleine Fehler gar nicht behoben
werden). Im Gegensatz dazu kann man Open Source Software in jedem Status
erleben. Ich denke das OSS sehr gut ist dabei kleine Verbesserungen zu
erreichen, aber oftmals Probleme hat einer größeren Vision zu folgen.
Dies gelingt nicht allen Projekten. OpenOffice.org oder Firefox gehören
zu Projekten die es gut verstanden haben, aber natürlich auch Klassiker
wie vim oder Emacs.

Ich denke das FLOSS-Software verschiedene Wege zu einem Ziel gehen kann.
Bei GnuCash sehe ich das Problem, das zumindest für Deutschland seit
Jahren bestimmte Defizite bestehen, die nicht behoben wurden. Ich denke
es gibt da eben ein Linie von "ist akzeptabel" zu "ist nicht akzeptabel"
- es ist halt  bei Finanzsoftware nicht nur eine Frage des persönlichen
Geschmacks, sondern es kommt darauf an, das einige Dinge einfach
funktionieren. Und da denke ich gibt es leider immer noch einige User,
für die GnuCash keine mögliche Wahl darstellt. Dagegen schon proprietäre
Software, weil diese dann als einzige die Anforderungen erfüllt. Nach
meiner Schätzung braucht GC noch 2-3 Jahre um in Deutschland
konkurrenzfähig mit vergleichbaren proprietären Produkten zu sein -
vielleicht auch mehr. Der wesentliche Punkt ist, das es zwar
Programmierer gibt, die an Fehlern und Featuren arbeiten - aber es zu
wenig zielgerichtete Ausrichtung der Entwicklung zur Erreichung dieser
Maturität gibt. Ein wenig durch Leute wie Du - ob das ausreicht ist die
Frage. Aber immerhin ist es besser versuchen etwas zu verbessern als
nichts zu tun. Ich persönlich habe da keine Ressourcen über um mich
jetzt noch da weiter zu engagieren. Allenfalls durch Bugreports oder
kleiner Patches.

Also viel Erfolg.

Gruß,
Thilo

-- 
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