[gnucash-de] Re: Aktienverwaltung mit gnucash

Andreas Stahlhut stan at ehlen-stahlhut.de
Die Aug 19 01:33:18 CDT 2003


Am Mittwoch, 23. Juli 2003 05:32 schrieben Sie:
> Hallo Andreas,
Hallo Helmut,

ist schon ein wenig her Deine eMail, aber ich habe erst jetzt nach meinem 
Urlaub die nötige Zeit gefunden, auf Deine Mail zu reagieren. Ich stelle sie 
auch in die Mailingliste, weil vielleicht andere Ansichten dazu vorhanden 
sind.

Um eines schon einmal vorweg zu stellen, ein Buchhaltungsprogramm wie GnuCash, 
dass auch den handelsrechtlichen Ansprüchen gerecht werden will, ist nur 
bedingt geeignet, jederzeit einen detailierten Überblick über Finanzanlagen, 
genauer über nicht abnutzbare Anlagegüter, wozu auch die Wertpapiere gehören, 
zu bieten.

Gnucash bietet zwar die Möglichkeit, über den Preiseditor eine evntuell 
aktuelle "Bewertung" Deiner Aktien vorzunehmen. Innerhalb einer 
Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben, findet diese Bewertung jedoch 
nicht ihren Niederschlag.

Ein kleiner Exkurs: Innerhalb einer handelsrechtlichen Buchhaltung wird der 
Gewinn über die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung (muß beides zum 
gleichen Ergebnis führen), oder in vereinfachter Form über die Einnahme- 
Überschussrechnung ermittelt. Die Finanzanlagen, wie zum Beispiel Aktienkäufe 
finden sich - solange keine Verkäufe stattfinden - auf der Aktivseite der 
Bilanz wieder. Die Buchung erfolgt über einen Aktivtausch, wenn ein aktuelles 
Bankguthaben als Gegenkonto angesprochen wird, oder über einen Passiv- 
Aktivtausch, wenn ein Wertpapierdarlehen eingesetzt wurde.
Ausgabekonten, die sich in der GuV oder der E/Ü-Rechung werden im Rahmen der 
Gebührenbuchung pp. angesprochen.
Handelsrechtlich war es das dann schon für die Buchhaltung. Nach dem 
Handelsgesetzbuch (HGB) werden diese Positionen - wie gesagt nicht abnutzbare 
Anlagegüter - erst wieder angesprochen, wenn es zum Verkauf der Finanzanlagen 
kommt. Innerhalb einer Jahresbilanz dürfen diese Güter höchstens mit ihren 
Anschaffungskosten angesetzt werden. Lediglich dauerhafte Wertminderungen 
(Telekom-Aktie ;-)) sind als außerplanmäßige Abschreibungen zu verbuchen 
(Abschreibungskonto = Ausgabekonto => Niederschlag in der GuV; E/Ü-Rechung).
Fällt diese Wertminderung weg, kann zwar eine Wertaufholung 
(Zuschreibungskonto = Einnahmekonto => ....) verbucht werden, allerdings 
maximal bis zu Anschaffungspreis.
Der Gewinn einer Finananlage macht sich erst dann bemerkbar, wenn sie auch 
realisiert wird. Dann wird das Anlagekonto glatt gestellt und der 
überschießende Anteil auf einem Einnahmekonto gebucht; oder der Verlust auf 
einem Ausgabekonto (wenn's schief ging).
Erst jetzt können die Ausgaben und Einnahmen im Zusammenhang mit der 
Aktienanlage gegenübergestellt werden; abgerechnet wird halt zuletzt.

>
> erst mal vielen Dank für Deine Mühe. Ich komme dennoch nicht weiter -
> ein wenig schon wie z.B. das mit
> dem aktuellen Aktienwert, aber die Sachen mit den Dividenden und den
> Erträgen bzw. Verlusten das hab ich leider noch nicht geschafft.
>
> Ich hoffe es ist ok, wenn ich dir direkt schreibe und  meine
> Beispiel-Datei schicke.  Mein Problem ist,  wie kann ich den Gewinn von
> 10 Euro anzeigen? Oder wie verbuche am besten eine Dividenden von 20 EUR?
>

Bei Aktien verstehe ich unter Gewinn und Dividende erst einmal zwei 
verschiedene Vorgänge, auch wenn beides zu einer Mehrung meines (Deines) 
Kapitals führen kann.

Die Dividendenzahlung ist eine tatsächliche Einnahme, die an einem bestimmten 
Tag erfolgt. Sie kann auf einem Einnahmekonto verbucht werden und macht sich 
dann bei der Gewinnermittlung auch bemerkbar. Im Gegensatz zu noch nicht 
realisierten Kursgewinnen, kann Dir niemand diese Einnahme wegnehmen 
(höchstens der Fiskus).

Die Dividenden werden also dem Depotkonto/Girokonto gutgeschrieben. Für die 
Buchung wird das Depotkonto/Girokonto und ein Einnahmekonto, z.B. 
Einnahmen->Dividenden, als Gegenkonto angesprochen.

Im Gegensatz dazu kann ein aktueller Kursgewinn zunächst nicht als Einnahme 
verbucht werden. Solange die Aktie nicht verkauft wird, solange wird auch 
kein Gewinn/Verlust gemacht.

Der Kursgewinn einer Aktie macht sich in Deinem Geldbeutel erst dann 
bemerkbar, wenn die Aktie verkauft wurde. Erst dann wird Kasse gemacht und 
der Gewinn oder Verlust der Aktie über ein Einnahme-/Ausgabekonto verbucht.

> Das mit dem Buchhalter fällt mir etwas schwer zu verstehen, ich komme
> aus der IT-Welt. Wenn ich das
> so verstanden habe, stellt man am Jahresende eine Bilanz auf, in der die
> Einnahmen (Verkäufe, Dividende) den  Ausgaben gegenüber gestellt würden.
> Dann kämen am Ende die Gewinne bzw Verluste ans Licht.

Welcher Privatmann bilanziert schon am Ende des Jahres. Für den 
Ottonormalverbraucher reicht es, wenn er die Einnahme den Ausgaben 
gegenüberstellt, um zu sehen, wo sein Geld geblieben ist, wo er Einsparungen 
vornehmen kann oder muss, um das nächste Jahr auch zu überstehen und nicht in 
die Schuldenfalle tappt.
Aber die Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben macht sich im Bereich 
von Aktien oder Fonds halt erst dann bemerkbar, wenn diese Konten auch 
angespochen werden, und das ist erst beim Verkauf der Fall, wenn der Gewinn 
oder Verlust gebucht wird.

>
> du schreibst:
>
> Ich gehe daher bei mir den Weg, den Ausgabeaufschlag bei meinen
> Fondkäufen nicht auszurechnen.
>
> - Verbuchst du den aufschlag jetzt überhaupt nicht?

Ja, dass stimmt. Ich mache mir nicht die Mühe, den Ausgabeaufschlag 
auszubuchen. Das hat insoweit den Vorteil, dass ich mir aufgrund des 
Preiseditors von GnuCash zumindestens einen annähernden Verlust oder Gewinn 
ansehen kann. Diese Option habe ich bislang ja noch nicht angesprochen. Der 
Preiseditor nimmt quasi eine (handelsrechtlich nicht erlaubte) Neubewertung 
der Finanzanlage vor. Anhand dieser Bewertung kann ich die grundsätzliche 
Entwicklung meiner Finanzaktionen ins Auge fassen. Aber, einen Niederschlag 
in der Einnahme/Überschussrechnung findet diese Neubewertung nicht. Wie auch, 
es sind nicht die passenden Konten angesprochen.
Dadurch, dass ich den Ausgabeaufschlag mit einberechnet lasse, sind zumindest 
diese Kosten bei der Bewertung/"Gewinnberechnung" mit einbezogen.

>
> Die Gewinne/Verluste stimmen zwar dann nicht
> 100%ig überein, wenn die sonstigen Depotgebühren anfallen, aber damit kann
> ich leben, da an anderer Stelle (Depotbank) die genauen Daten vorliegen.
>
Naja, Ausschüttungen und sonstige Depotkosten machen sich bei ihrem entstehen 
bemerkbar und können erst bei der Endabrechnung mit einbezogen werden. Für 
die genaue Auswertung nehme ich halt die Daten der Depotbank, wenn's mich 
denn wirklich interessiert. Bei meinen eher langfristigen Anlagen ist das im 
normalen Alltag aber zumeist nicht wirklichlich interessant. Wie gesagt, 
abgerechnet wird zuletzt.

> Die Gleichschaltung findet dann am Jahresende statt, wenn die
> Wertberichtigungen vorgenommen werden.
>
> - Wie sieht bei dir die Gleichschaltung aus?
Nun, das wäre eine Möglichkeit, wenn ich mich über das HGB hinwegsetze (ich 
bin ja schließlich Privatmensch) und am Ende eines Jahres wie im Exkurs 
beschrieben, die "dauerhafte" Wertminderung oder Zuschreibung ohne 
Beschränkung vornehme.
In diesem Fall erhöht sich oder vermindert sich der Aktivposten Finanzanlage. 
Beim Verkauf der Aktien muss  die Glattstellung dann mit diesem geänderten 
Wert vorgenommen werden und nicht mit dem Anschaffungspreis. Deine (fiktiven) 
Zwischengewinne werden über die Jahre verteilt. Am Ende musst Du dann diese 
Zwischengewinne aus den einzelnen Jahren zusammensammeln um zur Endabrechung 
und dem wirklichen Gewinn zu gelangen.

>
> Zum Schluss: Ich würde diese Beispiel-datei gerne etwas dokumentieren und
> dem Christian Stimmig zum veröffentlichen zukommen lassen. Weil für mich
> persönlich wäre so etwas eine grosse Starthilfe gewesen.

Das ist eine gute Idee, für derartige Anlagen eine Starthilfe zu liefern. Die 
Dokumentation sollte vielleicht in einem Wiki erfolgen. Zu Gnucash findet 
sich ja schon etwas. Die Doku innerhalb der Datei dürfte nicht ausreichen 
sein. Bei den Konten sollten die Wertpapierkonten und Giro- besser 
Depotkonten als Aktivkonten ausgewiesen sein (ich glaube sie waren es nicht. 
Ich habe Deine Datei nicht mehr im Original). Bei den ausgewiesenen Konten 
ist mir aufgefallen, dass das Wertpapierkonto mit dem erhöhten Verkaufspreis 
der Aktioen belegt wurde. Als Gegenkonto ist nur das Girokonto angegeben. 
Damit wird jedoch kein Gewinn/Verlust ausgewiesen. Besser ist es, die Buchung 
so zu splitten, dass der Gesamtbetrag auf dem Giro/Depotkonto gebucht wird 
und als Gegenkonten, das Ausgabekonto für Gebühren, das Einnahmekonto für den 
Gewinn (oder ein Ausgabekonto für den Verlust) und das Wertpapierkonto in 
Höhe des Anschaffungsbetrages (Glattstellung sowohl in der Anzahl, als auch 
im Preis).

>
> Was hälst Du davon? Gibts es Deiner Meinung noch Sachen (speziell für die
> Aktien) die da unbedingt drin sein müßten?

Möglicherweise zwei Ausgabekonten zur Unterscheidung der Gebühren für An- und 
Verkauf un der laufenden Depotgebühren.
Wichtig der Hinweis, dass für jede Finanzanlage ein eigenes Konto geführt 
wird.
Einrichtung eines Depotkontos (zusätzlich zum Girokonto) damit die 
Finanzanlage in den Berichten einfacher von den restlichen laufenden 
Buchungen unterschieden werden kann.

Das war es erstmal. Es sollte möglich sein, damit eine einigermaßen 
übersichtliche Führung von Finanzkonten vorzunehmen.

Viel Spaß beim Verarbeiten ;-)

Andreas
>
>
>
> Bis Denne
> Helmut Arnold