GnuCash Hilfe - Deutsche (ReWe Begrifflichkeiten)

Christian Gatzemeier c.gatzemeier at tu-bs.de
Mit Mar 12 16:37:15 CST 2003


 
Hallo und Gruß an alle die GnuCashen! 
 
Ich habe mal eine kleine Zusammenfassung zu den Buchführungsgrundlagen 
geschrieben, vielleicht ist sie für alle Benutzer interessant. 
Beim lesen am Besten immer das angehängte Bilanzschema im Hinterkopf behalten. 
 
Vielleicht vereinfacht sich damit auch die Übersetzung, ich habe jedenfalls 
der Diskussion auch noch mal ein paar Kommentare hinzugefügt 
 
Bitte berichtigt mich wenn ich irgendwo falsch liegen sollte. 
 
Inhalt dieser Mail: 
A) Zusammenfassung zur Buchhaltung 
 
B) Diskussion von gegenwärtigen Übersetzungen 
- transaction vs. split 
- Kassenbericht / register 
- Soll / Haben 
- Aufwendungen / Erträge 
 
Frohes lesen! 
 
Gruß 
Christian 
 
 
 
 
A) 
 
Zusammenfassung zum "Datenmodell Buchhaltung" im Rechnungswesen: 
_____________________________________________________________ 
 
Dabei habe ich als Referenz das Lehrbuch von Schmolke/Deitermann 
"Industrielles Rechnungswesen IKR" 25. Auflage 1997; Winklers Verlag, Gebrüder 
Grimm, Darmstadt; ISBN 3-8045-6652-9 verwendet. 
 
In der Buchhaltung geht es um die Dokumentation von "Geschäftsfällen". 
Diese können: 
- Vermögenswerte (im Aktiva) und Schulden (im Passiva) verändern 
- zu Geldeinnahmen oder Geldausgaben führen 
- Werteverzehr (Aufwand) oder Wertezuwachs (Ertrag) darstellen. 
Geschäftsfälle verändern also die Bilanz (Bilanzveränderungen). 
 
Jedem Geschäftsfall muß ein Beleg (Rechnung, Bankauszug, etc.) zugrunde 
liegen. 
 
Es gibt vier Arten von Bilanzveränderungen: 
1) Aktivtausch (Bsp: Geld vom Girokonto (Aktiv) wird in ein Festgeldkonto 
(Aktiv) angelegt) 
2) Passivtausch (Bsp: Umschuldung von einem Passiv Konto zu einem anderen) 
3) Aktiv-Passivmehrung (Bsp: Kauf von Sachanlagen (Aktiv) auf Ziel (aka 
Kredit) welches die Verbindlichkeiten (Passiv) erhöht) 
4) Aktiv-Passivminderung ( Bezahlung einer Verbindlichkeit (Passiv) vom 
Girokonto (Aktiv) ) 
 
Jeder Geschäftsfall verändert mindestens zwei Posten der Bilanz. Um den 
Überblick über den Verlauf zu behalten verwendet man 
 
	Einzelabrechnungen jedes Bilanzpostens (= Konten) 
 
Nach den Seiten der Bilanz gibt es Aktiv- und Passivkonten. 
Dabei handelt es sich um Bestandskonten. Sie zeigen die Veränderungen durch 
die Geschäftsfälle und mit dem laufendem Saldo die jeweiligen aktuellen 
Bestände an verschiedenen Vermögen (aktiv Bestandskonto) und Kapital (passiv 
Bestandskonto) auf. 
Alle Konten werden als "T-Konten" geführt. 
 
Soll			Girokonto(Aktiv)		Haben 
______________________________________________________________ 
Anfangsbestand(EBK)        300	| 
				|  Festgeld                100 
 
Definitionen: 
Die linke Spalte wird mit "Soll" bezeichnet die rechte mit "Haben"  
Die Mehrungen stehen auf der Seite der Anfangsbestände (Bei Aktivkonten im 
Soll und bei Passivkonten im Haben) Minderungen entsprechend auf der anderen 
Seite. 
 
	Buchung von Geschäftsfällen 
 
Jeder Geschäftsfall der ja erst durch einen Beleg in die rückwärtsgerichtete 
Buchführungswelt hineinkommt wird *doppelt gebucht*, zuerst im Soll und danach 
im Haben. 
 
Eintragung ins Grundbuch 
Bevor der Buchhalter die *Buchung* des Geschäftsfalls/Belegs auf den Konten 
vornimmt, muß er den Geschäftsfall zunächst in chronologischer Reihenfolge im 
 
		Grundbuch (auch Tagebuch oder Journal) 
erfassen. 
Alle Geschäftsfälle stehen mit Datum BelegID Art und dem kompletten 
Buchungsatz im Grundbuch. 
 
Bsp. einfacher Buchungsatz: 
 
			Soll		Haben 
Festgeld		100 
an Girokonto				100 
			___		___ 
			100	=	100 
 
Bei der Eintragung des Buchungsatzes in die betreffenden Konten wird jeweils 
das Gegenkonto angerufen, um die Buchung jederzeit nachprüfen zu können (siehe 
Girokonto Bsp. oben). 
Das eintragen in die Kontobücher heißt buchen. Jeder Eintrag in ein Konto ist 
eine Buchung. 
 
Zusammengesetzte Buchungsätze 
Ein Geschäftsfall (z.B. Es kommt eine Rechnung (Beleg): -> "Einkauf auf Ziel 
für 50 DM") liegt sozusagen auf einer höheren logischen Abstraktionsebene als 
eine simple Buchung also das eintragen einer Zeile in einem Kontobuch. Ein zu 
einem Geschäftsfall gehöriger Buchungssatz wird im allgemeinen auch mehr als 
zwei Konten betreffen. Eine umgangssprachliche "Umbuchung" ist also einfach 
als Sonderfall eines Geschäftsfalls zu sehen (der nur zwei Konten betrifft). 
 
Unabhängig wieviel Konten betroffen sind bleibt immer das  
 
		System der Doppik  
 
erhalten, wonach für alle Buchungsätze gilt: Die Summe von Soll und Haben 
Buchungen ist gleich Null ist. ( div=0, Geld wird immer nur umgebucht) 
 
Damit die Doppik auch bei dem Buchungsätzen für die Anfangsbestände gilt wird 
ein Hilfs- oder Gegenkonto eingerichtet. Das 
 
		Eröffnungsbilanzkonto (EBK) 
 
das die Aktivposten im Haben und Passivposten im Soll aufnimmt. Das EBK ist 
damit ein Spiegelbild der Eröffnungsbilanz, welche wiederum inhaltlich mit der 
Schlußbilanz des letzten Geschäftsjahres übereinstimmt (Bilanzidentität). 
 
Zum Schluß des Geschäftsjahres werden die Bestandskonten über das 
 
		Schlußbilanzkonto (SBK)  
 
abgeschlossen, welches dann auch mit der aus der Inventur erstellten Bilanz 
übereinstimmen muß. 
 
Aufwendungen und Erträge 
 
Geschäftsfalle die sich auf Gewinn oder Verlust und damit auf das Eigenkapital 
auswirken werden nicht direkt auf das Eigenkapitalkonto gebucht. Zur besseren 
Übersichtlichkeit gibt es nach den Quellen der Aufwendungen und Erträge 
kategorisierte Aufwands- und Ertrags- "Unterkonten" (Bsp: Mietaufwendungen, 
Umsatzerlöse, etc.) des Eigenkapitalkontos. Diese bilden wie die 
Bestandskonten einen eigenen Erfolgskontenkreis 
 
Soll			Eigenkapital (Pasiv)		Haben 
_________________________________________________________________ 
				| 
S    Aufwandskto.   H		|	S	Ertragskto.	H 
______________________		|		____________________ 
	|			|			| 
	|			|			| 
	|						| 
 
			S     GuV	H 
			____________________ 
				| 
				| 
 
 
Die Aufwands- und Ertragskonten werden am Schuß des Geschäftsjahres über das 
Gewinn- und Verlustkonto (GuV) abgeschlossen. Erst der dort ermittelte Gewinn 
bzw. Verlust wird in das eigentliche Eigenkapitalkonto umgebucht. 
 
Aufwands- und Ertragskonten bilden den Erfolgskontenkreis der über das GuV 
Konto abgeschlossen wird. 
Aktiv und Passivkonten bilden den Bestandskontenkreis der über das 
Schlußbilanzkonto abgeschlossen wird. 
 
Der Abschluß eines Kontos erfolgt nach Abstimmung mit der Inventur indem der 
Schlußbestand errechnet wird und mit dem Abschlußkonto als Gegenkonto so 
umgebucht wird, daß das abzuschließende Konto danach ausgeglichen ist. 
(gleiche Summe auf Soll und Haben Seite) 
 
 
Anmerkung zu Soll und Haben im Bankauszug: 
Der Kontoauszug den man von der Bank erhält wird aus Sicht der Bank 
ausgedruckt. Für die Bank ist das Geld das man ihnen überlassen hat eine 
Passivposition (Verpflichtung zur Rückzahlung) und daher stehen die Mehrungen 
auf deren Kontoauszug auf der Haben Seite. 
Wenn man das Girokonto aber aus der eigenen Sichtweise in GnuCash verwaltet 
ist es eine Aktivposition (Vermögen über das man verfügen kann) daher stehen 
die Mehrungen des Girokontos in der eigenen Buchhaltung immer auf der Soll 
Seite.  
 
############ 
 
 
 
B) Diskussion von gegenwärtigen Übersetzungen 
 
Buchungssatz vs. Buchung 
(transaction vs. split) 
_______________________ 
 
> Mein Ausgangspunkt waren die (deutschen) Stichworte, die ich im 
> Zusammenhang mit dem  Konzept der "Doppelten Buchführung" aufgeschnappt 
> habe. Die doppelte Buchführung bedeute nämlich, daß zu jeder Buchung 
> auch eine Gegenbuchung existiert (oder hat jemand ne bessere 
> Definition?). 
 
Jeder Geschäftsfall (z.B. Ein Rechnungsbetrag) wird zweimal gebucht, einmal im 
Soll und einmal im Haben. 
 
> Dieses Konzept wird in Gnucash exakt dadurch abgebildet, 
> daß jeder 'split' einen Gegen-'split' hat, 
 
? nach meiner Auffassung dürfte das nicht so sein. Ein Buchungssatz von zwei 
Konten an eins, hat der nicht drei splits? Worauf es ankommt ist: 
 
> so daß die Summe über alle 
> splits Null ergibt. 
 
Richtig, das ist das System der Doppik (das Wort mochte ich auch noch nie so 
richtig aber so hab ich's mal gelesen) 
 
> Und wenn ich nun die Worte vergleiche, ist die 
> logische Schlußfolgerung, daß der 'split' mit 'Buchung' übersetzt wird. 
> Und daß eben *nicht* die 'transaction' eine Buchung ist, denn eine 
> 'transaction' hat nun wirklich keine Gegen-'transaction'. So kam das. 
 
Auf jeden Fall, ich denke mir das so, daß "Buchung" historisch einfach daher 
rührt, daß der Buchhalter seine Kontobücher rauskramt und jeweils *eine* Zeile 
eines Buchungsatzes aus dem "Index" des Grundbuches (Tagebuch oder Journal) in 
die jeweiligen Konten überträgt. (selbstverständlich ist er dazu im richtigen 
Outfit gekleidet :-) 
 
 So landete ich halt bei 'Geschäftsvorgang' -- 
> besonders zufrieden bin ich damit zwar auch nicht, aber was besseres hab 
> ich auch nicht gehört. 
 
Das Wort welches ich gelesen habe ist Geschäftsfall. Da liegst Du doch 
wirklich gut dran! 
Vielleicht kommt man in der Software aber auch größtenteils ohne den Begriff 
Geschäftsfall aus wenn man einfach Buchungsatz vs. Buchung verwendet? 
 
 
Kassenbericht / register 
____________________ 
 
> > "register" wird zwar konsistent mit "Kassenbericht" übersetzt, aber ich 
> > finde weder "Kasse" noch "Bericht" so recht passend:  
[...] 
> Das 'Kontenjournal' hingegen 
> ist (soweit ich das verstanden habe) recht genau festgelegt, wie das 
> aussieht und was drinsteht: Nur die Buchung (Geschäftsvorgangs-/ 
> Buchungsteil), die in dieses Konto gehört, oder auch die anderen? 
[...] 
> bisher gehe ich halt davon aus, daß Kontenjournal nur einer 
> der möglichen Spezialfälle bezeichnet. 
 
Nach meiner eigenen Vorstellung öffne ich durch doppelklick einfach das 
"Kontobuch". Dank der guten Software kann man als Feature dann zusätzliche  
Informationen anzeigen lassen, die es in der alten Papierversion einfach nicht 
gibt (die Buchung im geöffneten Konto und den kompletten zugehörigen 
Buchungsatz). Es würde mich also nicht stören wenn das dann vielleicht formal 
kein Kontobuch oder -journal mehr ist. Wär mal interessant was ein 
hauptamtlicher Buchhalter dazu meint. 
 
 
 Soll / Haben 
______________ 
 
Verwendet man "Buchungsüberschriften aus Rechnungswesen" in den Einstellungen 
sollte es Soll / Haben in den Kontobüchern heißen anstatt 
Belastung/Gutschrift. (ich glaube das war in 1.6.x auch noch so) 
Hier ist vielleicht einfach debit und credit wörtlich übersetzt worden. 
 
Verwendet man nicht die "Buchungsüberschriften aus Rechnungswesen heißt es bei 
einem Bankkonto z.B Einzahlung und Abhebung, beim Aufwandskonto Aufwand und 
Rabatt. 
Das sind aber recht spezifische Begriffe die auch nicht immer passen. Eine 
Überweisung ist ja nicht unbedingt eine Abhebung wie am Bankschalter, usw. 
Ich glaube worauf es ankommt wäre klarzumachen wo jetzt die Mehrungen und wo 
die Minderungen in einem Konto stehen. Die stehen nämlich mal im Soll und mal 
im Haben je nach Kontoart (Aktiv/Passiv, Aufwand/Ertrag). Meiner Meinung nach 
ist es das was einen gerade am Anfang sehr irritiert. 
Vorschlag wäre also als allgemeinverständliche Überschriften "Mehrungen" und 
"Minderungen" zu verwenden. Falls jemand sich nicht mit dem Soll und Haben 
vertraut machen möchte. 
 
 
 
 
 Aufwendungen / Erträge 
________________________ 
 
Z.z. heißt es in GnuCash (1.8.1) als Top-Level Konten Ausgaben und Einkommen. 
Ausgaben sind aber IMHO hinausgehender cash-flow 
Einkommen aber nur eine Untermenge von Einnahmen (hineinkommender cash-flow). 
 
Aufwendungen/Erträge in der Buchführung sind nicht gleich Ausgaben/Einnahmen. 
Meiner Meinung nach muß es Aufwendungen und Erträge heißen. Die Ausgaben und 
Einnahmen (konkrete cash-flows also Zahlungen) sind die Buchungen in den 
verwalteten Girokonten und dem Bargeldkonto. Dazu gibt es ja auch den "Cash 
flow" Bericht. 
 
 
 -------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit Binärdaten wurde geschreddert...
Dateiname   : Bilanzschema.sxd
Dateityp    : application/vnd.sun.xml.draw
Dateigröße  : 11822 bytes
Beschreibung: nicht verfügbar
URL         : /pipermail/attachments/20030312/910d2940/Bilanzschema.bin