[gnucash-de] Info: IX Artikel

Frank Altpeter frank at altpeter.de
Mit Dez 15 06:16:40 EST 2004


Moin!

Dachte mir, das koennte vielleicht interessieren:

http://www.heise.de/ix/artikel/2005/01/003/

 Editorial aus iX 1/2005
Vier Köpfe, fünf Meinungen
Christian Kirsch


Wer bei "Elster" an einen diebischen Vogel denkt, muss umlernen.
Unter dem harmlosen Namen betreiben die deutschen Finanzämter ein Projekt,
mit dem sich ab dem 1. Januar viele Klein- und Kleinstunternehmer befassen
müssen. Denn wer umsatzsteuerpflichtig ist und regelmäßig Voranmeldungen
abzugeben hat, darf dies demnächst nicht mehr mit papiernen Formularen
erledigen.

Vater Staat meint es wie immer gut - man weiß nur nicht genau, mit wem.
Das Steueränderungsgesetz von 2003 schreibt vor, Lohn- und
Umsatzsteuervoranmeldungen sowie die Lohnsteuerbescheinigung seien ab 2005
elektronisch zu erstellen und zu übermitteln. Mit den Worten einer
entgeisterten Berliner Finanzbeamtin, die selbst Ende November noch nichts
von diesen Regelungen gehört hatte: "Ich kann mir nicht vorstellen,
dass man Sie zwingt, einen Computer und einen Internetanschluss zu
besitzen."

Da hatte der Gesetzgeber mehr Vorstellungskraft. Ob Eckkneipe oder
Malermeister, Freiberufler oder Kleinverleger: Ab nächstem Jahr brauchen
sie Rechner samt Netzzugang. Zwar sagt das Gesetz nichts dazu, aber de
facto darf es nicht irgendein Computer sein - bislang gibts die kostenlose
Elster-Formular-Software nur für Windows. Wohlgemerkt: Das Gesetz stammt
aus dem Jahre 2003, und innerhalb von zwei Jahren vermochten es die
Elster-Programmierer nicht, Mac- und Linux-Versionen ihres Programms zu
erstellen. Für die Aktualisierung der Webseiten ist offensichtlich ebenso
wenig Zeit: Zur Gesetzeslage gibt es dort im Dezember 2004 noch keine
Hinweise, und zur selben Zeit kann man im Entwicklerbereich lesen:
"Ab Mitte 2004 wird COALA auch die Anmeldungssteuern unterstützen."

Plattformneutrale Formulare sollen kommen (in Form von Java-Anwendungen),
aber niemand weiß, wann. Auf Fragen, wie Benutzer anderer Betriebssysteme
ihre Voranmeldungen abgeben sollen, reagiert die Elster-Hotline genervt:
"Das kann ich nicht mehr hören. Kaufen Sie sich eben ein
Programm." Nach einem Blick auf den HTML- und Javascript-Code der
Elster-Seiten oder dem Versuch, sich dort als Entwickler anzumelden,
erscheint Software aus anderer Quelle sicherlich als kleineres Übel.

Wer seine Buchhaltung ohnehin per Rechner erledigt, sollte tatsächlich
kaum Schwierigkeiten haben, denn die meisten Programme enthalten
inzwischen eine Elster-Schnittstelle. Sie überträgt die relevanten Daten
als verschlüsselte XML-Datei an die so genannten Clearing-Stellen, die sie
an das zuständige Finanzamt weiterreichen.

Solche Details erfahren Sie nicht etwa bei www.elster.de, Ihrem
zuständigen Finanzamt, der Oberfinanzdirektion oder gar dem
Bundesfinanzministerium. Fragt man dort nach, bekommt man zum Beispiel zum
Thema Authentifizierung mehr Antworten, als einem lieb sein kann: Wie ist
gewährleistet, dass Malermeister Müller nicht die Voranmeldung für seinen
Konkurrenten Schulze abgibt? Die OFD Berlin meinte dazu, es käme wie beim
Online-Banking ein PIN/TAN-Verfahren zum Einsatz. Bei der Elster-Hotline
hieß es, das eingesetzte Verfahren sei geheim. Im zweiten Anlauf erklärten
daraufhin die Berliner, man brauche keine besondere Authentifizierung, die
Angabe von Steuernummer und Unternehmen reiche. Das
Bundesfinanzministerium kann sich unter dem Begriff "Authentifizierung"
nichts vorstellen und verweist an die Elster-Hotline. Von der OFD Erfurt
schließlich hieß es, zur eindeutigen Identifizierung gebe es eine Nummer.

Was bleibt, sind Fragen. Und die Möglichkeit, eine Ausnahmegenehmigung zu
beantragen. Was angesichts der chaotischen Informations- und
Sicherheitslage die vernünftigste Lösung sein dürfte.


With kind regards,

	Frank Altpeter

-- 
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