[gnucash-de] Einige Ergänzungen zur Anpassung des Rechnungsformular [LinuxWiki]
Frank H. Ellenberger
f.ellenberger at online.de
Die Feb 7 17:37:13 EST 2006
Am Dienstag, 7. Februar 2006 09:39 schrieb Heinrich Häussler:
:
> Da kann man ja richtig was bewegen. Und wenns ich nicht kann hab ich
> einen Freund der professionell mit HTML arbeitet. Der kann da bestimmt
> ein schönes Formular draus machen.
Danke für die Blumen.
> Vorerst bin ich noch am abklären ob die gesamte Struktur (Buchhaltung
> und Rechnungswesen und deren Zusammenspiel) für mich allgemein und
> speziell auch hier in der Schweiz das nötigste kann.
Wenn ich das aus der BWL noch richtig in Erinnerung habe, stammen die
Grundlagen unseres heutigen Rechnungswesen vom Lombardischen Städtebund, die
sich wohl als erstes größeres Gemeinwesen vom für die damalige Christenheit
geltenden Zinsverbot losgesagt habe. Siehe Begriffe wie "Lombardsatz",
"Diskont", "Agio", "Bi-lanca" (2 Lanzen => 1 Waage). Die wichtigste Neuerung
des 20. war wohl die Einführung des Niederstwertprinzips infolge des
schwarzen Freitags.
"Typisch deutsch", aber ganz praktisch, ist die Einführung eines [oder sind es
mehrere?] Standard-/Gemeinschafts/Industrie-KontenRahmens. Wie die
Buchstabenvielfalt zeigt, waren "wir" dabei aber auch nicht so konseqent wie
es die Schweizer vielleicht gewesen wäre. [Weiteres hierzu weiter unten]
> Wenn das klappt
> dann werde ich mich ans Rechnungsformular machen. Wenns da Ergebnisse
> (die sich sehen lassen können), Erkenntnisse oder Fragen gibt werde ich
> die natürlich an die Liste schreiben.
@Christian Stimming und die anderen Entwickler:
In der Verzeichnishierarchie gibt es ja bereits einen Zweig
.../gnucash/report/locale-specific
könnten wir den oder einen ähnlichen mit angepaßten Vorlagen de, de_DE,
de_CH ... füllen und entweder ins Standardpaket integrieren oder als
Zusatzpaket bereitstellen?
Wie sähe die Anbindung an das Programm aus?
Wo finde ich was zur Einbindung weiterer [s.u.] ImpEx-Filter-Module?
> Gruss Heinrich Häussler
Noch ein paar Überarbeitungen:
> Frank H. Ellenberger schrieb:
:
> > Vorweg meine Systemumgebung: das mit SuSE 9.3 mitgelieferte gnuCash 1.8.9
:
[Können Anwender anderer Distributionen die Pfadangaben bestätigen oder
ergänzen?]
> >
> > 1. Wo finde ich invoice.scm?
> > "Die Datei befindet sich z.B. unter
> > /usr/share/gnucash/scm/reports/invoice.scm, aber der genaue Ort hängt von
> > der verwendeten Distribution ab." Wenn ich den "File hierarchy standard
> > (FHS)" noch richtig in Erinnerung habe, gilt folgendes: Beim
> > Selbstcompilieren wird statt "/usr/..." oft "/usr/local/..." das Ziel
> > sein, welches sich in beim config aber noch ändern läßt. Neuere
> > Distributionen installieren gnucash unter gnome und gnome unter opt, also
> > "/opt/gnome/share/gnucash/..." Bei gnuCash 1.8.9 folgt dann
> > ".../guile-modules/gnucash/report/invoice.scm".
Diese verschiedenen Pfade bieten den Vorteil, daß ein mühsam von Hand
erstelltes Paket nicht ungefragt von einem vielleicht älteren beim Update der
Distribution überschrieben wird.
> >
> > Hat man die Datei gefunden und überflogen drängt sich ein Verdacht auf:
> >
> > 2. gnucash kann HTML
> > Für diejenigen die es noch nicht wissen, "HyperText Markup Language" ist
> > die Seitenauszeichnungssprache, die jeder Internet-Browser versteht. Wer
> > sich damit beschäftigen möchte, findet
dank Stefan Münz
> > eine leicht verständliche und
> > ausführliche Anleitung unter [http://www.selfhtml.org/]
in deutscher Sprache
> > .
> >
> > Damit ist es dann z.B. in gnuCash möglich, die Angaben unter
> > Datei/Eigenschaften nahezu beliebig zu formatieren, etwa den Firmennamen
> > mit "<br>"
(break=Zeilenumbruch)
> > auf 2 Zeilen aufzuteilen.
> >
> > Meine Dateieigenschaften sehen nun etwa so aus:
> > Firmenname:
> > <h1>Firmenname Rechtsform</h1><h5>Ich Inhaber</h5>
> >
> > Firmenadresse:
> > Meinestraße Nr
> > DE-PLZ Ort
> >
> > <i>email:</i> name at example.de
> > <b>fon/fax:</b> +49-123-45678
> >
> > <b>St.-Nr.:</b> 123/4567/890A<p>
> >
Um diese und die folgenden Beispiele auszuprobieren gehen Sie am besten
folgendermaßen vor:
Starten Sie gnucash
Schalten Sie unter Ansicht alle verfügbaren Optionen an. Das hilft oft weiter.
Noch ein Hinweis: Die Werkzeugleiste bezieht sich auf den aktuell angezeigten
Kontext.
Datei/neu
Neuer Kontenrahmen: Weiter
Währung: EUR;Weiter
Zu erstellende Konten: Kontenrahmen SKR04
(Das freut den Steuerberater/ spart Streß mit dem Finanzbeamten)
[und sonst keinen, sonst gibt's Durcheinander]
Anfangsbestände: (schenken wir uns im Testlauf)
Fertigstellen
Steuer-Einstellungen wie in
[http://linuxwiki.org/GnuCash#head-d6df1ff1a5e13d7ca91ff1d8198a04854b337de6]
beschrieben.
Im SKR verbergen sich die Umsatzerlöse 16% unter 1. Umsatzerlöse 16% USt
"USt" ist dann für Deutschland seit 1970, außer bei Einfuhr, in "MWSt" zu
ändern, sofern benötigt, auch bei Provisionen und sonstigen Erträgen.
Die MWSt/Umsatzsteuer befindet sich unter Passiva C. Verbindlichkeiten:8.
sonstige Verbindlichkeiten:Umsatzsteuer x%.
Die Vorsteuern finden sich unter Aktiva:B. Umlaufvermögen:II. Forderungen und
sonstige Vermögensgegenstände:4. sonstige Vermögensgegenstände: Abziehbare
Vorsteuern x%.
Für den echten Betrieb werden später entsprechend dem eigenen
Kontrollbedürfnis und am besten nach Rücksprache mit den Steuerexperten,
zumindest die Gruppen
A.I. Vorräte und
1. Umsatzerlöse
mit Warengruppen gefüllt.
Geschäft/Zahlungsbedingungen anlegen:
Hier kommt das hin was branchenüblich ist. Etwa 30/10/2, 10/0/0 Sofort:0/0/0.
Das Anlegen mehrerer verschiedener Bedingungen ist möglich.
Typ: neben der bei uns üblichen relativen Angabe, besteht auch die
Möglichkeit, absolute Zahlungsziele im nächsten Monat vorzugeben.
Der Name der Bedingung sollte für die Auswahl prägnant sein.
Die Beschreibung erscheint auf der Rechnung z. Zt. leider über den
Rechnungsposten, statt wie in Deutschland üblich darunter. Aber vielleicht
findet sich da noch was.
Einen Kunden anlegen:
Bei mir ist der Kunde 0 der Barverkauf. Der muß erstmal herhalten
Kopieren Sie doch nun die Dateieigenschaften von oben mal in die frische
Testdatei ein, geben
> > eine Rechnung ein und schauen sich die Druckvorschau an. Die hierbei
:
> > 3. gnucash kann LISP
:
> > trieben zu der Zeit noch COBOLde ihr Unwesen.
Näheres findet sich unter [http://www.gnu.org/software/guile/guile.html];
bei manchen Distributionen auch unter [file:///usr/share/doc/packages/guile]
Leider habe ich nichts auf deutsch gefunden.
N.B. Alt-Unixer kennen die Sprache noch aus dem EMacs-Editor.
:
> > 4. invoice.scm läßt sich komfortabel konfigurieren
> > Der nette Mensch, welcher vor über einem Jahr dankenswerterweise die
> > Anleitung erstellt hat, macht die Sache
aber
> > komplizierter als sie
wirklich
> > ist. Man
> > muß nicht an 2 verschiedenen
Stellen
> > editieren, um eine Spalte zu
> > entfernen. Derek Atkins hat schon eine Menge Vorarbeit geleistet, um die
> > Konfiguration einfach zu machen.
:
> > 6. Feinheiten:
> > Das Formular verwendet für die Ausweisung der Steuer die Kontennamen. Für
> > eine zeitgemäße Darstellung (nach 36 Jahren), nennt man im GKR4 die
> > Konten "Umsatzsteuer x%" in "MWSt x%" um.
Andere Lokalisierungen wären:
en: VAT
fr: TVA
nl: BTW
Ach ja, das komische Gatter vor der Rechnungsnummer störte mich auch noch:
Im Abschnitt (define (reg-renderer report-obj)
unter (set! title (_ "Expense Voucher")))))
ersetze (set! title (string-append title " #"
durch (set! title (string-append title " Nr. "
[An die Entwickler: Kann man den String nicht als NumberSign o.ä. in die
po/mo-Lokalisierung verschieben?]
6. Im Dialog Neue Rechnung
1. Rechnungsnummer wird, wenn nicht eingegeben von gnucash EU-konform
fortlaufend vergeben???
Ausnahme: in einer neuen Datei (Jahresabschluß, Systemwechsel) vergebe ich den
Nachfolger der letzten Rechnungsnummer aus der alten Datei.
Eröffnungsdatum zeigt das heutige Datum. Braucht normalerweise nicht geändert
werden, es sei denn es ist Freitag abend, ich langweile mich, habe alle Daten
parat und will für Montag schon etwas vorarbeiten. Oder ich rechne etwa
quartalsweise oder in anderen festen Zeiträumen ab dann sollte auch die
Datumsspalte im Formular eingeschaltet sein.
Kunde wähle ich in dem verknüpften Dialog aus den vorhandenen aus oder lege
einen neuen an. Dabei werden dann gleich die Steuerinformationen hinterlegt.
Kunden aus einem anderen EU-Land mit einer gültigen UStId-Nr. zahlen keine
MWSt, alle anderen schon. Verkaufe ich nur Produkte mit vollem MWSt.-Satz
gebe ich MWSt_16% vor, als Lebensmittel- oder Buchhändler MWSt_07%. Bei
gemischtem Sortiment wirds schwieriger.
Vorsicht, die Suchen-nach-Fenster neigen in Version 1.8.9 dazu sich hinter
anderen Fenstern zu verstecken. Nach ein paar Suchen hat man dann ein Dutzend
Fenster auf, und weiß nicht mehr, was aktuell ist.
[Mir persönlich fehlt da auch ein Knopf für alle auflisten, den ich durch
RegExp: [0..9,A..Z]* so halbwegs emuliere.]
[An die Entwickler/Übersetzer: Obacht:]
zweite Rechnungsnummer: Irritierenderweise wird in Version 1.8.9 "reference"
fälschlich mit "Rechnungsnummer" übersetzt, es ist aber die Kundenreferenz
"Ihr Auftrag vom ...", die hier gemeint ist. Die Rechnungsnummer wurde ja
bereits oben eingetragen oder vergeben.
Zahlungsbedingungen:
Auswahl der unter Geschäft/Zahlungsbedingungen angelegten Bedingungen. Wenn
man noch keine angelegt hat, kann das durch Anklicken des
gnucash-Hauptfensters nachholen.
Bemerkung erscheint unter der Rechnungstabelle dieser einen Rechnung und kann
für persönliche oder zeitlich begrenzte Mitteilungen "Unser Metzgermeister
empfiehlt..." verwendet werden.
7. Dialog "Rechnung bearbeiten"
Im oberen Teil kann man die Angaben aus dem vorigen Dialog nochmal
überarbeiten, etwa wenn der Auftraggeber doch nicht der Herr Meier, sondern
der Herr Mayer war. Darunter erfolgt dann die eigentliche Arbeit:
Datum der Leistungserbringung, wie das auf EU-deutsch heißt.
Beschreibungstext auf der Rechnung.
Hinter Aktion verbirgt sich anscheinend die Bezeichnung der Mengeneinheit
[Wer kann mir sagen, wo man die konfiguriert? Auftrag, Material, Stunden
erscheint mir für den Handel unzureichend. Da brauchts "Stück", "kg", "l",
"kWh", "MB" etc.]
Ertragskonto sollte dann in der steuerwirksamen Minimalkonfiguration, wenn ich
das richtig sehe, Umsatzerlöse 16% sein.
Anzahl der Mengeneinheiten und
Stückpreis, besser Preis pro Mengeneinheit, sollten sich von selbst verstehen.
Die mysteriösen schmalen Spalten lassen sich wie in den meisten
Tabellenkalkulationen dadurch, daß man den rechten Rand in der Kopfzeile
greift und nach rechts zieht so erweitern, daß man die komplette Überschrift
sieht. Alternativ kann man sie anklicken und in der Statuszeile das Ergebnis
beobachten.
Sollte einem also an der Art der Berechnung der MWSt in Abhängigkeit vom
Skonto oder der Art des Skontos etwas für diese Rechnung nicht passen, so
kann man das nun abändern. Paßt es einem aber grundsätzlich nicht, so ändert
man besser die Einstellungen.
Tip: Mit der rechten Maustaste lassen sich spezielle Aktionen auf eine Zeile
anwenden: Eingeben, Abbrechen, Löschen, Duplizieren und Neu können dem
Maus-geübten etwas Schreibarbeit abnehmen.
8. Zum Schluß
Wenn Sie mit ihrem Ergebnis zufrieden sind, sichern Sie eine Kopie von
invoice.scm zusammen mit Ihren anderen Office-Vorlagen auf CD/DVD an einem
sicheren Ort, damit bei einem Update oder einer Katastrophe nicht alles für
die Katz war.
Conclusio
Aus meiner Sicht gibt es da noch eine ganze Menge auszuprobieren und zu
dokumentieren.
Entspricht das, was ich mir da zusammengereimt habe, auch dem, was alte
Buchhaltungshasen erwarten?
Wo und wie legt man am Bestem die Schnittstelle zwischen FiBu/Gnucash
einerseits und Officepaket, Datenbank, WWS andererseits am Bestem an. Ich
glaube das Problem brennt mir als nächstes auf den Nägeln, aber jetzt folgt
für mich erst mal wieder ein Ausflug in das Tagesgeschäft.
Viele Grüße
Frank Ellenberger