[gnucash-de] Hilfe für Einsteiger (UG Gründung)

Johannes Rudolph johannes.rudolph at outlook.com
Di Dez 20 04:32:52 EST 2022


Hallo Alex,

vielen Dank für deine sehr ausführlichen Hinweise. Wenn der sinnvolle 
Export von Saldenlisten mit GC nicht möglich ist, dann macht es für mich 
tatsächlich keinen Sinn GC weiter zu benutzen bzw. mehr Zeit in das 
Programm zu investieren. Wirklich sehr schade.

Viele Grüße

Johannes

Am 20.12.2022 um 07:05 schrieb alex at h0sta.de:
> Hallo Johannes,
>
> ich habe das Bedürfnis hier reinzugrätschen.
>
> Hier mein Blick auf das Thema Buchführung mit Gnucash für deutsche GmbHs (ist gleich UG haftungsbeschränkt):
>
> Ich mache das schon einige Jahre.
> Unterjährig ist alles gut.
> Aber der Jahresabschluss ist immer der pure Horror und Zeitfresser.
>
> Mein bester Tipp:
> Lass es sein!
>
> Warum?
> Deine GmbH kann nicht ohne Steuerberater.
> Nahezu alle Steuerberater in Deutschland benutzen DATEV Kanzlei-Rechnungswesen.
> Das Pendant, dessen Benutzung dir als normalersterblicher nicht-Steuerfachmann "erlaubt" wird, heißt DATEV Rechnungswesen compact.
> Wenn du deinen Steuerberater nicht mit automatisiert-verarbeitbaren Daten belieferst wird es entweder sehr sehr teuer, weil die Kanzlei jede Buchung einzeln händisch einpflegen muss.
> Oder dein Steuerberater wird schlichtweg das Mandat aufgeben.
> Und du wirst die Nerven verlieren.
>
> Ich will GC nicht schlecht reden, im Gegenteil, es ist ein mächtiges liebenswertes Tool.
> Aber nicht für deutsche GmbHs.
>
> Das hat mehrere Gründe, der schwerwiegendste ist:
> DATEV kann nur einzeilige Buchungen verarbeiten (Ein Konto und ein Gegenkonto).
> GC kann natürlich mehrzeilige Split-Buchungen (Ein Konto und mehrere Gegenkonten).
> GC kann nicht so exportieren, dass dein DATEV-Steuerberater das automatisiert verarbeiten kann.
> Ich sitze nach jedem Jahr da und buche die Sachen tatsächlich einzeln händisch in DATEV Rechnungswesen ein und schicke dann DATEV-konforme Buchungsstapel zum Steuerberater.
> Das dauert je nach Umfang bei meiner GmbH gerne mal ein bis zwei Wochen, viel zu lang.
>
> Der einzige Weg Buchungsstapel zur automatisierten Verarbeitung mit DATEV bereitstellen zu können ist:
> Alles einzeilig buchen = Split-Buchungs-Verbot.
>
> Beispiel:
> Aufwendung Einkauf für 119,- brutto
> Statt "Bank 119 auf Aufwendungen 100 und Split auf abz. Vorsteuer 19" zwei einzelne separate Buchungen "Bank 100 > Aufwendungen 100" und "Bank 19 > Vorsteuer 19".
>
> Dann müsstest du noch am source code von GC was in C umprogrammieren und neu kompilieren damit die 5 wichtigsten Spalten beim CSV Export mit exportiert werden können.
> (Welche Spalten? Siehe hierzu: https://youtu.be/PiCGdA5gi0s?t=29)
> Dann ließe sich ein CSV file exportieren, welches dein Steuerberater mit Hilfe des "ASCII Daten Imports" von DATEV automatisiert verarbeiten kann.
> Dabei sind dann allerdings kaum Metadaten dabei, was die Steuerberatung deutlich erschwert.
>
> Alles andere geht nicht. Vergiss es. Ich habe das alles mehrfach durchgekaut und gelitten wie ein Schlosshund.
> GnuCash ist für den Raum Deutschland einfach nicht nativ für die GmbH Buchführung und Zusammenarbeit mit dem Steuerberater geeignet.
> Der Artikel im Wiki zum DATEV-Export stammt von mir, nur mal so am Rande.
>
> Wie also weiter machen?
>
> Entweder:
> Statt GnuCash dem mainstream gehorchen und DATEV Rechnungswesen compact verwenden.
> Das lässt sich als ISO laden und testweise einen Monat installieren, z.B. in einer VM.
>
> Oder:
> Wandel deine UG zum Stichtag Jahreswechsel 31.12.22 wieder um in ein Einzelunternehmen.
> Siehe hierzu UmwG und UmwStG, Hintergrundinfos: https://datenbank.nwb.de/Dokument/698807.
> Ab 1.1.23 machst du dann nur noch EÜR, das geht dann alles super easy mit GC und die Welt ist schön.
> Und du sparst dir viele tausende Euro rausgeschmissene zwangsweise auferlegte Struktur- und Bürokratiekosten, die so eine GmbH/UG mit sich bringt.
> Einen Steuerberater brauchst du dann streng genommen nicht mehr.
> Die Ich-GmbH ist reine Geldverschwendung.
> Eine Erfindung der Bürokraten um sich fest in deinem System zu verankern und abzukassieren.
> Als Ingenieur denke ich geht es dir primär um das Abwälzen von Haftungsrisiken.
> Das kannst du auch mit einer Haftpflichtversicherung abdecken, dazu braucht es keine GmbH.
> Davon haben deine Kunden im Regressfall dann auch mehr als "nur" das Kapital.
> Diese Info erteilt dir der Steuerberater nicht, da er im Interessenskonflikt ist:
> Gut beraten oder gut abkassieren.
>
> Ich habe all das durch und will es nie wieder durchleben.
> Insofern hoffe ich mein Input hilft dir und zukünftigen Lesern der Liste bei der Einschätzung der Situation.
> Meine GmbH ist jedenfalls Geschichte.
> Und ich bin wieder ein glücklicher GnuCash user.
>
> Grüße
> Alex
>
>
> On Tue, 13 Dec 2022 15:42:18 +0100
> Johannes Rudolph <johannes.rudolph at outlook.com> wrote:
>
>> Hallo liebe Gemeinschaft,
>>
>> ich habe Mitte des Jahres eine UG gegründet. Nun endet bald die
>> Frist für die Erstellung der Eröffnungsbilanz. Diese möchte ich mit
>> myebilanz erstellen und dafür Daten aus GnuCash nutzen. Ich habe
>> nun schon viel gelesen und mich in das Thema Buchhaltung
>> eingearbeitet. Leider tue ich mich immer noch schwer mit den ersten
>> Buchungen. Deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn jemand eine
>> einfache Schritt-für-Schritt Erklärungen hätte, wie man das macht.
>> Meine Bilanz enthält eigentlich nur das Stammkapital bzw.
>> gezeichnetes Kapital das zum Stichtag der Eröffnungsbilanz schon
>> auf dem Firmenkonto eingezahlt war.
>>
>> Ich freue mich sehr über jede Art von Unterstützung.
>>
>> Viele Grüße
>>
>> Johannes
>>
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