[gnucash-de] Re: Projektmanagement (war: Kontenplaene, zum zweiten)

Christian Stimming stimming at tuhh.de
Don Jan 27 05:56:22 EST 2005


Andreas Schenk schrieb:
>>Visionen? In einem Open-Source-Projekt? 
> 
> Ich habe bisher nicht herausgefunden, was Leute antreibt, sich aktiv in 
> Open-Source-Projekten zu engagieren. 

Ich weiß es auch nicht endgültig. Ich kann mich nur auf Anekdoten und 
eigene Erfahrung verlassen, und da sehe ich als Gründe 1. eigene 
Bedürfnisse erfüllen ("scratching a personal itch") und 2. 
Erfolgserlebnisse und Ruhm und Ehre einheimsen.

Damit der erste Grund ausreicht, um sich zu engagieren, ist es 
entscheidend, daß der Ist-Zustand nicht mehr allzu weit vom gewünschten 
Zustand entfernt ist -- und das ist die Erklärung, warum ich hier wieder 
und wieder den genauen Ist-Zustand beschreibe: Ich will diejenigen 
anlocken, die dort *fast* ihre Bedürfnisse drin wiederfinden und sich 
gleichzeitig zutrauen, den fehlenden Teil selber beisteuern zu können.

Für den zweiten Grund wiederum muß jemand Ziele setzen und die auch 
erreichen (können), man braucht also ein anerkanntes Projektmanagement. 
In GnuCash haben wir das nur schwach. Das ist auch knifflig, denn jeder 
Teilnehmer ist freiwillig da und wie will man dem Vorschriften machen, 
welche Prioritäten er zu setzen hat?

> Ich stelle mir aber vor, dass laufend 
> Leute kommen und gehen. Damit kommen staendig neue Interessen hinzu, andere 
> verschwinden. 

Na ja. Um sich zu engagieren bzw. das Projekt zu beeinflussen, müsste 
jemand schon über ein Jahr lang sich beteiligen. Das machen die 
wenigsten. Daher ist das kurzfristige "kommen und gehen" in Hinsicht auf 
das Projekt ziemlich wirkungslos. Der letzte, der gekommen ist, war Neil 
Williams, und der wiederum ist genau aus dem "scratching a personal 
itch"-Grund gekommen und baut sein gewünschtes feature ein.

> Wie gesagt, ich kenne die Open-Source-Szene nicht. Aktuell verfolge ich aber 
> ein Projekt, das sehr gut organisiert ist, man koennte sagen, dass dort ein 
> professionelles Projektmanagement gelebt wird. 

Glück für das Projekt. In GnuCash ist der Linas Vepstas notorisch 
schlecht im project management gewesen (und das sagt er auch selber), 
und daran krankt das ganze bis heute. Wir haben halt eine Reihe 
selbstbewusster Individuen, die sich nur lose im Projekt zusammenfinden 
und ihre jeweiligen Bereiche relativ autonom bearbeiten. Wie ich eben 
hier in Deutschland. Für die Aufteilung der Bereiche müsste man sich das 
ChangeLog der letzten Monate ansehen. Keiner von denen ist im Moment ein 
eindeutiger Chef, und keiner davon würden seine eigene Agenda zugunsten 
einer übergeordneten Vision erheblich zurückstellen. Also die 
Zusammenarbeit ist gut und fruchtbar, solange man die Unterteilung in 
die Bereiche implizit hat (z.B. ich und HBCI), aber wenn eine Vision 
eine Prioritätensetzung verlangen würde, so daß man seinen eigenen 
Bereich vernachlässigen müsste, dann wäre diese Vision nicht 
mehrheitsfähig.

Daher ist das momentane Ziel "nur", das Projekt weiterleben zu lassen, 
und darüber hinaus kann jeder eben mit seiner Agenda schalten und 
walten, solange man keinem anderen Entwickler in die Quere kommt. So 
verfolge ich eben das Ziel des "onlinefähigen privaten Finanzmanager" 
und das mach ich auch.

Sobald ein neuer Entwickler nun eine "Buchhaltung für deutsche 
Kleinunternehmen" haben möchte, hat er praktisch freie Hand, dieses auch 
umzusetzen -- solange er damit den anderen nicht in die Quere kommt. Die 
von dir erklärte Änderung in Haupt- und Nebenbücher ist daher 
knifflig... wenn der neue und die Haupt-Entwickler eine Lösung finden, 
die die anderen nur wenig betrifft, dann kann man das sicher einbauen. 
Vielleicht stehen die Chancen für sowas gar nicht so schlecht.


>>Die angefragten/vorgeschlagenen Änderungen für weitere deutsche
>>Geschäfts-Features dagegen würden wieder "eine neue Vision" dafür
>>benötigen und vor allem 1-2 Leute, die dieses eben auch wirklich tragen
> 
> Full time? ;-)

Nö, aber im Durchschnitt 5-10 Stunden pro Woche schon.

>> Es fehlt also z.B. eine Modularisierung auf Datenebene,
>>d.h. mehrere Bücher in einer Datei oder Datenbank. 
> 
> Klar. Bei der Gelegenheit: Was ist der Status der Datenbankanbindung? Die 
> Homepage stellt da was in Aussicht, der Artikel traegt aber leider kein 
> Datum.

Die läuft, soweit ich weiß. Man kann aber keine der "Geschäfts"-Features 
nutzen und HBCI geht auch nur eingeschränkt.

> Ich habe mir fest vorgenommen, in diesem Projekt keinen Code in die Hand zu 
> nehmen. Ich kenne Scheme nicht und meine C/C++ Vergangenheit liegt schon ein 
> Weilchen zurueck.

Ok, das ist eindeutig. Dann kannst du aber immerhin noch die 
Strukturüberlegungen von dir an irgendeinem Ort ablegen (wiki...), wo 
ein später ankommender dies in Ruhe lesen kann. Ist ja immerhin ein 
guter Beitrag.

> Trotzdem, wer bestimmt eigentlich, was in die Sources aufgenommen wird? Welche 
> Dev-Mailing-Listen gibt es?

Wer das bestimmt? Aktuell Derek Atkins, Josh Sled, ich, gelegentlich 
(noch) Linas Vepstas. Es gibt noch ein paar mehr Leute mit 
CVS-Schreibzugriff, aber insgesamt nur wenige. Haupt-Mailingliste ist 
gnucash-devel. Sollte in der Datei HACKING im tarball drinstehen.

Christian